Erste ZeichenDiabetische NephropathieEine kurze Einführung in ein komplexes Thema |
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Was ist eine diabetische Nephropathie? |
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Bei schlechter Führung kann die chronische Erkrankung Diabetes mellitus mit zunehmender Krankheitsdauer zu schwerwiegenden Folgeerkrankungen führen. Dabei handelt es sich insbesondere um Gefäßerkrankungen, wobei sowohl die größeren (Makroangiopathie) als auch die kleineren (Mikroangiopathie) Blutgefäße betroffen sein können. Im letzteren Fall sind die kleinsten Arterien des zentralen Nervensystems, der Augen und der Nieren besonders gefährdet. Eine so auftretende Nierenerkrankung als diabetische Komplikation nennt man Nephropathie. |
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Die Notwendigkeit der Erkennung und Bekämpfung |
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Die Deklaration von St. Vincent zur Diabetesversorgung und -forschung in Europa von 1989 (seit 1990 WHO- und IDF-Dokument) enthält im Kapitel „Zielvorgaben für 5 Jahre" unter dem Punkt „Umsetzung effektiver Maßnahmen zur Prävention kostenaufwendiger Folgeschäden" das Ziel:
Damit wird der gefährlichsten Folgeerkrankung des Diabetes mellitus der Kampf angesagt, weil sie im fortgeschrittenen Stadium zum Tode führt, wenn nicht eine Nierenersatztherapie (Dialyse oder Nierentransplantation) durchgeführt wird. Neuere Untersuchungen zeigen, daß Patienten mit Diabetes Typ 1 und solche, deren Typ 2 sich bis zum mittleren Lebensalter zeigt, zu 30 bis 40% eine diabetische Nephropathie entwickeln. Das heißt, diese Folge-Erkrankung ist die zweithäufigste Ursache für eine Nierenersatztherapie, oder anders: Mehr als 30% aller Patienten mit Nierenversagen sind Diabetiker. Von diesen gehören rund 70% dem Typ 1 an. Dabei haben im Vergleich zu anderen Dialysepatienten Menschen mit Diabetes eine deutlich schlechtere Prognose. Die Sterblichkeit von Diabetikern mit diabetischer Nephropathie ist in allen Stadien von Komplikationen besonders hoch. Bei der großen und nach wie vor ansteigenden Zahl von Diabetikern Typ 2 ist das ein gesundheitspolitisch alarmierender Trend, der jedoch bei konsequenter Umsetzung aller vorhandenen Möglichkeiten der Früherkennung und Behandlung abgewendet werden könnte. Dabei kommen Politikern, Ärzten und Betroffenen gleichermaßen verantwortungsvolle Aufgaben zu. |
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Wie entsteht eine diabetische Nephropathie? |
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Bei Menschen mit Diabetes verläuft die Entwicklung zu einer diabetischen Nephropathie über Jahre. Drei Faktoren sind im wesentlichen dafür verantwortlich:
Diese Einflüsse führen zu funktionsstörenden Veränderungen an den Gefäßknäueln der kapillaren Filter in der Niere. Als Folge davon können Eiweißstoffe (Albumine) in den Urin übertreten. Der Nachweis von Eiweiß im Urin (Albumuinurie) stellt das erste Anzeichen einer beginnenden Nephropathie dar. Das weitere Fortschreiten der diabetischen Nephropathie wird begünstigt durch hohe Blutzuckerwerte und durch Nikotinmißbrauch, und ist durch eine Erhöhung der Eiweißausscheidungen nachweisbar. Solche für den Patienten folgenschwere negative Entwicklungen können gestoppt oder weitgehende Komplikationen vermieden werden, wenn Arzt und Patient gemeinsam dafür sorgen, daß • eine normale Blutzuckereinstellung und • eine Blutdrucknormalisierung erreicht sowie • ein Nikotinkonsum vermieden werden. |
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Wie wird eine diabetische Nephropathie erkannt? |
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Der Nachweis von Albuminausscheidungen im Urin dient als zuverlässigstes Anzeichen einer beginnenden oder bereits bestehenden diabetischen Nephropathie. Beim Diabetiker Typ 1 etwa ab 5, Jahr der Diabetes-Feststellung, beim Diabetiker Typ 2 jedoch sofort, soll einmal jährlich ein Urintest durchgeführt werden. Werden dabei im Morgenurin Albuminkonzentrationen bei zwei im mehrtägigen Abstand genommenen Proben festgestellt, besteht der Verdacht auf eine beginnende diabetische Nephropathie, wenn keine andere Nierenerkrankung vorliegt. Obwohl die genaue Diagnose nur der Arzt stellen kann, stehen dem Diabetiker in der Apotheke erhältliche Teststreifen zur Verfügung, um selbst Albuminausscheidungen im Urin festzustellen (z. B. Micral-Test S). Bei einer Bestätigung des Verdachtes sind in jedem Falle weitere Untersuchungen durch den Arzt erforderlich und Maßnahmen einzuleiten, die diese Entwicklung verhindern oder zumindest stoppen. |
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Stadien der diabetischen Nephropathie |
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Entsprechend dem Fortschreiten der Nierenschädigung teilt man die diabetische Nephropathie in 5 Stadien ein. Das 1. Stadium besteht bereits bei der Diabetesdiagnose. Dabei können die Nieren vergrößert und die Nierenfunktionen erhöht sein. Das läßt sich allerdings durch Albuminausscheidungen im Urin nicht feststellen, Bei einer guten Diabetesführung sind diese Erscheinungen umkehrbar. Das 2. Stadium beginnt meist nach etwa 2 bis 5 Jahren. Hier sind bereits erste Veränderungen bei Funktionselementen der Nieren nachweisbar, die bei guter Diabetesführung noch zu keinen folgenschweren Schädigungen führen müssen. Das 3. Stadium kann nach etwa 5 bis 15 Jahren auftreten und stellt den Beginn der diabetischen Nephropathie dar. Es ist an einer bestehenden Mikroalbuminurie erkennbar und kann mit einem Anstieg des Blutdruckes einhergehen. Bei guter Diabetesführung kann eine weitere Verschlechterung dieses Zustandes verhindert werden. Das 4. Stadium tritt nach etwa 10 bis 25 Jahren ein und bedeutet, daß eine diabetische Nephropathie eindeutig besteht. Die Nierenfunktionen sind bereits nachweisbar gestört. Bei etwa 60% aller Betroffenen ist parallel dazu ein erhöhter Blutdruck zu verzeichnen. Nur wenn es gelingt, den Stoffwechsel wieder in einen normalen Zustand zu versetzen, kann ein weiteres Ansteigen der Nierenschäden verhindert werden. Das 5. Stadium, das nach 15 bis 30 Jahren auftreten kann, ist bereits durch ein Versagen der Nierenfunktionen gekennzeichnet und kann nicht mehr aufgehalten werden. Eine Nierenersatztherapie ist zumeist unumgänglich. Die Betreuung eines Diabetikers mit diabetischer Nephropathie (ab Stadium 3) sollte in enger Kooperation zwischen Hausarzt, Diabetologen und Nephrologen erfolgen. Bei einer unvermeidlichen Nierenersatz-Therapie ist auch der Dialysearzt mit einzubeziehen. Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit ist auch deshalb von großer Bedeutung, um die diabetische Nephropathie mit Sicherheit von nichtdiabetisch bedingten Nierenerkrankungen abgrenzen zu können. Da die diabetische Nephropathie mit großer Wahrscheinlichkeit von anderen diabetesbedingten Folgeerkrankungen begleitet wird, sollten diese in jedem Falle in die Untersuchungen mit einbezogen werden. |
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Patientenschulung ist besonders wichtig |
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Besonderes Augenmerk ist auf die Patientenschulung zu richten, denn jeder Diabetiker muß unbedingt informiert sein über
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Die eigene Verantwortung des Diabetikers |
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In der modernen Diabetes-Therapie nimmt der Betroffene eine zentrale Stellung ein, die ihm damit auch eine höhere Verantwortung bei der Bewältigung seiner chronischen Erkrankung zuweist. In erster Linie bezieht sich das auf eine disziplinierte Einhaltung der vom Arzt festgelegten Verhaltensweisen zur Erreichung normnaher Blutzuckerwerte und die dazu erforderliche Selbstkontrolle mit den selbständig zu treffenden Entscheidungen in Bezug auf die Lebensweise. Dieses Faltblatt weist mit allem Nachdruck darauf hin, daß zusätzliches Leid bringende und überhöhte Kosten verursachende Folgeerkrankungen durch eine normnahe Blutzuckerführung vermieden oder zumindest vermindert werden können. Darüber hinaus erfordert ein verantwortungsbewußtes Handeln das Wissen über erforderliche Kontrolluntersuchungen und damit eine auf bestimmte Termine abgestimmte gute Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt. Dabei kann sich der geschulte Diabetiker auf seinen Gesundheits-Paß Diabetes stützen und seinen eigene Weiterbildung betreiben, indem er in einer Selbsthilfegruppe mitarbeitet und geeignete Fachliteratur studiert. |
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Hinweis an alle Menschen mit Diabetes mellitus |
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Der Deutsche Diabetiker Bund e.V. (DDB) wurde 1951 in Würzburg gegründet und ist die größte Selbsthilfeorganisation von Diabetikern in Deutschland. Er ist wegen Förderung der öffentlichen Gesundheitspflege als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Jeder Diabetiker sollte Mitglied im DDB werden, denn dieser vertritt die Interessen der Betroffenen, besonders auch im sozialpolitischen Bereich. Etwa 5% der Bevölkerung Deutschlands sind an Diabetes mellitus erkrankt und die Tendenz ist steigend. Nur eine mitgliedsstarke Interessenvertretung kann bewirken, daß die Bemühungen um eine bessere Versorgung der Betroffenen erfolgreich sind. Fragen Sie bei unserer Bundesgeschäftsstelle nach der Anschrift des für Sie zuständigen DDB-Landesverbandes oder nach einer von mehr als 600 Selbsthilfegruppen, die in der Nähe Ihres Wohnortes wirkt. Nutzen Sie die Möglichkeit des Erfahrungsaustausches mit Gleichbetroffenen und haben Sie teil an gemeinsamen Aktivitäten. Herausgeber / Anschrift: Autor: Dipl.-Ing. Peter Buffleb, Dresden Fachlektorat: Prof. Dr. med. habil. Jan Schulze 1. Auflage 1999 |
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© copyright Wolfgang Sander Webmaster@Diabetiker-Hannover.de letzte Änderung: 23.06.99 |